Kreuzgasse 3 + 5
Mit Holz vom Winter 1472/1473
Das Haus Kreuzgasse 3 liegt inmitten des Dorfkerns und grenzt rückseitig direkt an den Friedhof der Pfarrkirche. Es besteht aus zwei Vollgeschossen und einem Dachgeschoss über einem gemauerten Sockel.
Dendrochronologische Analysen ergaben, dass das zum Hausbau verwendete Holz im Winter 1472/1473 geschlagen wurde. Dannzumal wurde geschlagenes Holz nicht gelagert, sondern unmittelbar verbaut.
Sehr auffallend gestaltet ist der Eingangsbereich mit der vorstehenden Laube, die originale Fensteröffnung und der barocken Eingangstüre.
Der heutige Eigentümer, Guido Becker, hat das Haus von seinen Grosseltern mütterlicherseits übernommen. In den Jahren 2010/2012 wurde es mit grossem Aufwand und Auflagen seitens der Denkmalpflege, umgebaut, restauriert und modernisiert.
An diversen Wänden wurden graffiti-ähnliche Kreuzzeichnungen gefunden. Diese wurden vermutlich als Schutz- und Segenszeichnungen angebracht. Auch könnten sie auf das Amt des Bewohners oder die Lage des Hauses hinweisen.
Im alten Haus lebten die Grosseltern Josef & Anna Suter-Horat in sehr bescheidenen Verhältnissen. Anfänglich teilten sie den Hausteil mit der früheren Besitzerin. Das Haus war derart verschachtelt gebaut, dass sie gegenseitig durch die Zimmer der andern gehen mussten, um zu den eigenen Räumen und Stuben zu gelangen.
In welchen Jahren, das in der Verlängerung angebaute Haus Kreuzgasse Nr. 5 erstellt wurde, ist nicht bekannt. An diesem Objekt fanden bis heute keine archäologischen Bauuntersuchungen statt.
Um 1980 verkaufte Josef Suter-Horat diesen angebauten Hausteil. Mit einem Teil des Erlöses, konnten er und seine Frau Anna sich eine langersehnte Reise nach Neuseeland finanzieren. Hier besuchten sie Felix, den jüngeren Bruder von Josef. Er war schon Jahre vorher nach Neuseeland ausgewandert.
Ein dorfbekannter, ehemaliger Bewohner der Kreuzgasse 5, war Karl Wüst. Er legte immer grossen Wert darauf, dass sein Name Karl Wüst korrekt ausgesprochen wurde, nicht «Wüescht», sondern «Wüst». Er hatte aber noch Übernamen: «z`Arbeiterdänkmal» oder «Paragraph», wie man ihm auch sagte. “Paragraph“ deshalb, weil er als einfacher Horst-Arbeiter ein grosser Kämpfer für die gesetzlich verbrieften Rechte der Arbeiter war und sämtliche einschlägigen Paragraphen auswendig zitieren konnte.
«Arbeiterdenkmal»: In freien Stunden stand er oft unter dem Bogen oder auf dem Dorfplatz. Eine Fluh von einem Mann! Gross und kräftig die Beine gespreizt, beide Hände oben auf einem anderthalb Meter langen, kinderarmdicken Knebel gelegt und den rotbärtigen Kopf darauf abgestützt. Seine listigen Augen registrierten alles, was auf und um den Dorfplatz geschah. Sein wacher Verstand mass das Gesehene wohl laufend an den griffbereiten Paragraphen.